Kurztext
Als Bundespräsident Theodor Heuss 1957 Italien besuchte, verfolgten die Menschen zu Hause gespannt die Auftritte ihres Staatsoberhauptes. Wie präsentierte Heuss die Bundesrepublik nach außen, und welche Resonanz fand er damit im Ausland? Über Empfänge, Kranzniederlegungen, Besichtigungen, eine Sizilien-Rundreise und den abschließenden Besuch bei Papst Pius XII. berichteten folglich die bundesdeutschen Medien in aller Ausführlichkeit. Heute sind hingegen die sieben Auslandsreisen von Heuss genauso wie die sieben offiziellen Besuche ausländischer Staatsoberhäupter in Bonn bis zum Jahre 1959 fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Doch dies zu Unrecht.
Der Bundespräsident hatte einen wesentlichen Anteil am internationalen Aufstieg der Bonner Republik. Primär durch symbolisches Handeln trug er dazu bei, das außenpolitische Prestige Bonns zu stärken und zugleich die Aussöhnung mit den früheren Kriegsgegnern voranzubringen. Er zeichnete bei seinen Staatsbesuchen das Bild eines „neuen und anderen Deutschland“, das bewusst bescheiden agierte und seine Lektion aus der jüngsten Geschichte gelernt hatte.
Frieder Günther war in den Jahren 2002-2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart.
Seit Oktober 2005 lebt er als selbständiger Historiker in Stuttgart. In seinen Forschungen beschäftigt er sich mit Aspekten der Verfassungs- und Wissenschaftsgeschichte und der Geschichte der auswärtigen Repräsentation.
[Von Frieder Günther erschienene Publikationen]
ISSN 1861-3195
Die Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus erscheint seit 1999, mit dem siebten Band kam sie in unseren Verlag. Die Stiftung publiziert hier die Tagungsbeiträge des Theodor-Heuss-Kolloquiums, das etwa alle zwei Jahre stattfindet. Darüber hinaus finden umfangreichere wissenschaftliche Monografien, Sammelbände und Editionen hier ihren Platz. Alle Publikationsprojekte werden vor der Veröffentlichung vom wissenschaftlichen Beirat der Stiftung begutachtet. Die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus ist eine überparteiliche Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit orientiert sie sich am Lebenswerk des ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuss (1884–1963); der Focus liegt daher auf der deutschen Zeitgeschichte zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Liberalismus, Demokratiegeschichte, Geschichte der Intellektuellen und des Bürgertums sowie Parteiengeschichte umreißen thematische Schwerpunkte der Stiftungsarbeit, die aber um weitere Themen, z.B. aus der Kunst- oder Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, ergänzt werden. Die wissenschaftliche Reihe spiegelt mit Bänden wie "Vernunftrepublikanismus in der Weimarer Republik", "Zur Ästhetik der Demokratie" oder "Geschichte für Leser" dieses thematische Spektrum wider.
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