Kurztext
Individuelle Erinnerung und soziales Gedächtnis sind die Schlagworte der aktuellen kulturwissenschaftlichen Debatte. Doch fehlt bisher eine theoretische Fundierung vor allem des Erinnerungsbegriffs. Angesichts einer zunehmenden Biografisierung unserer Gesellschaft erstaunt diese Forschungslücke, die das vorliegende Buch schließt. Die Autorin arbeitet aus dem historistisch geprägten Forschungsfeld der Geisteswissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen alternativen Diskurs heraus, der die Bedeutung subjektiver Lebensvollzüge für die Ordnung der menschlichen Welt diskutiert. Diese älteren Überlegungen erweiternd, entwickelt sie ein geschichtstheoretisches Konzept, dessen erkenntnisleitende Kategorie die Erinnerung ist. Im Rückgriff auf wissenschaftshistorische Traditionen leistet das Werk so einen wichtigen Beitrag zur Selbstverortung der modernen Kulturwissenschaften.
Katja Patzel-Mattern, Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Ruprechts-Karls Universität Heidelberg. Forschungen zur industriellen Krisenkommunikation und zur Gestaltung von Arbeitsbeziehungen im europäischen Kontext. Publikationen u.a. zu industriellen Krisen und Katastrophen, Elitenbildung, industrieller Psychotechnik sowie zu Erinnerung und kulturwissenschaftlicher Theoriebildung.
[Von Katja Patzel-Mattern erschienene Publikationen]
ISSN 0944-954X
Herausgegeben von Clemens Wischermann und Stefan Haas.
Die Studien zur Geschichte des Alltags versammeln Schriften, die sich mit kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebenswelten beschäftigen. Im Alltag werden Strategien und Medien von Sinnzuweisungen ausgehandelt. Bedeutungssysteme werden in kommunikativem Handeln weiterentwickelt und in kulturellen Konstellationen verdichtet. Kultur, Wirtschaft und
Politik konkretisieren sich im Alltag und fundieren in historisch wandelbaren Kontexten Geschichte. In der Reihe erscheinen unter dieser Leitperspektive empirisch und theoretisch innovative Beiträge für eine transdisziplinäre Perspektiverweiterung des historischen Denkens.
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