Kurztext
"Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes." Dieser Leitspruch Lenins war eine Grundlage dafür, dass nur wenige Jahre nach der Oktoberrevolution das kapitalistische Unternehmen Siemens Telefonanlagen, Generatoren, elektrische Motoren und zahlreiche weitere elektrotechnische Produkte an den sozialistischen Staat liefern konnte.
Anhand des Fallbeispiels Siemens untersucht Martin Lutz, welchen Stellenwert der Faktor Wirtschaft in den deutsch-sowjetischen Beziehungen zwischen 1917 und 1933 einnahm. Grundlage der Analyse ist ein erweiterter institutionentheoretischer Ansatz, der den Einfluss von Ideologie auf begrenzt rationale Akteure empirisch erfassbar macht. Das Ergebnis zeigt, dass die Wahrnehmung von Unsicherheit und Misstrauen das Sowjetgeschäft von Siemens maßgeblich beeinflussten.
Rezensionen
"[E]ine beeindruckende Studie […], deren theoretischer Anspruch auch für andere, vergleichbare Untersuchungen vorbildlich sein sollte." Olaf Mertelsmann, Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 63, 2015/1
Dieser Band wurde außerdem rezensiert von:
Thomas J. Saunders, German Studies Review 36, 2013/2
Martin Lutz studierte Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Konstanz.
2004–2009 Promotion in Geschichte an der Universität Konstanz mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Forschungsaufenthalte an der Russischen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU) in Moskau und der Columbia University in New York.
Forschungsschwerpunkte: Unternehmensgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Institutionentheorie.
[Von Martin Lutz erschienene Publikationen]
ISSN 2191-7620
Herausgegeben von Clemens Wischermann und Katja Patzel-Mattern.
In den Perspektiven der Wirtschaftsgeschichte erscheinen Bücher, die neue Erkenntnisse über wirtschaftliches Handeln und wirtschaftliche Strukturen in der 'ökonomischen Moderne' vorstellen. Sie nehmen den Zeitraum seit dem 18. Jahrhundert bis nahe an die Gegenwart in den Blick. Dabei betonen die Publikationen besonders die geschichtliche Prägung ökonomischer Akteure und Institutionen.
Die Perspektiven der Wirtschaftsgeschichte vertreten einen theoriegeleiteten Ansatz. Ihr Ziel ist es, durch die Integration kulturwissenschaftlicher Konzepte ökonomisches und geschichtswissenschaftliches Denken zusammenzuführen. Auf diese Weise tragen die Publikationen der Reihe zur Profilierung der cultural economy bei. Die Position der Wirtschaftsgeschichte im Wettstreit historischer Erklärungsmodelle soll gestärkt und neue Sichtweisen auf die Entwicklung von Ökonomie und Gesellschaft bis in die heutige Zeit befördert werden.
|